7. Juli 2025

Wann wird die Beteigeuze zur Supernova?

Beteigeuze, der markant rötlich leuchtende Schulterstern im Sternbild Orion, gehört zu den faszinierendsten und zugleich rätselhaftesten Himmelsobjekten unserer Milchstraße. Als Roter Überriese mit etwa 20 Sonnenmassen ist er ein Stern am Ende seines Lebenszyklus – instabil, gewaltig und dem finalen Höhepunkt seiner Existenz zunehmend nahe: der Supernova. Doch wann genau dieses kosmische Schauspiel stattfinden wird, bleibt trotz intensiver Beobachtung ungewiss.

Beteigeuze ist rund 700 Lichtjahre von der Erde entfernt – eine Entfernung, die für uns sicher genug ist, aber zugleich nah genug, um bei einer Supernova ein spektakuläres Ereignis am Himmel zu verursachen. Der Stern ist ein sogenannter Roter Überriese, ein Spätstadium in der Entwicklung massereicher Sterne. In seinem Inneren laufen bereits seit geraumer Zeit komplexe Fusionsprozesse ab: Nachdem der Wasserstoff in seinem Kern längst aufgebraucht ist, verschmelzen inzwischen schwerere Elemente wie Helium, Kohlenstoff, Sauerstoff und Silizium. Diese Phasen laufen immer schneller ab, bis der Kern schließlich zu Eisen wird – einem Element, das keine Energie mehr durch Fusion liefert. Ab diesem Punkt ist der Kollaps unausweichlich: Der Stern wird unter seinem eigenen Gewicht implodieren, der Kern wird in Bruchteilen einer Sekunde kollabieren und eine gewaltige Supernova auslösen.

Genau hier liegt jedoch die Unsicherheit. Trotz der extremen Ausdehnung und der schwankenden Helligkeit von Beteigeuze – Phänomene, die auf instabile Prozesse hindeuten – ist nicht exakt bekannt, wie weit der Stern auf diesem Weg bereits fortgeschritten ist. Schätzungen zufolge könnte die Supernova in astronomisch sehr naher Zukunft stattfinden: in einigen zehntausend Jahren, möglicherweise schon in wenigen Jahrhunderten – oder sie hat sich bereits ereignet und das Licht der Explosion ist noch auf dem Weg zur Erde. Astronomisch gesehen ist das ein Wimpernschlag. Menschlich betrachtet aber eine Zeitspanne mit großer Ungewissheit.

Besonders viel Aufmerksamkeit erregte Beteigeuze im Winter 2019/2020, als er plötzlich stark an Helligkeit verlor – um über 60 Prozent gegenüber seiner üblichen Leuchtkraft. Das sogenannte „Great Dimming“ wurde weltweit beobachtet und löste Spekulationen über eine bevorstehende Supernova aus. Nach eingehender Analyse stellten Astronomen jedoch fest, dass die Verdunkelung durch eine Staubwolke verursacht wurde, die durch eine gewaltige Materieausstoßung entstanden war. Die Oberfläche des Sterns scheint hochaktiv zu sein – mit großflächigen Konvektionszellen, eruptiven Ausbrüchen und möglicherweise auch pulsationsbedingten Instabilitäten.

Heute gehen Fachleute davon aus, dass Beteigeuze sich zwar im Spätstadium seiner Entwicklung befindet, der Kollaps aber wahrscheinlich noch nicht unmittelbar bevorsteht. Simulationen zeigen, dass der Stern sich vermutlich in der Phase der Kohlenstoff- oder Sauerstofffusion befindet. Die Siliziumbrennphase – die letzte Stufe vor der Bildung eines Eisenkerns – dauert nur wenige Tage bis Wochen, ist aber aus der Ferne kaum direkt nachweisbar. Sollte der Stern bereits dort angekommen sein, könnte der Ausbruch tatsächlich sehr bald erfolgen.

Wenn Beteigeuze zur Supernova wird, wird es ein außergewöhnliches Himmelsereignis sein: Der Stern wird tagelang am Himmel so hell leuchten wie der Vollmond – sogar bei Tag sichtbar – und danach langsam verblassen. Für die Erde besteht keine Gefahr, da die Entfernung zu groß ist, um Schaden durch Gammastrahlung oder andere Teilchen zu verursachen. Aus wissenschaftlicher Sicht wäre eine solche Supernova ein Glücksfall: Sie würde das erste derartige Ereignis in unserer Galaxie seit Keplers Supernova von 1604 sein, beobachtbar mit modernen Instrumenten.

Die Supernova von Beteigeuze kommt – das steht außer Zweifel. Doch ob sie in unserem Leben, in der Zeitrechnung der Menschheit oder erst in einigen zehntausend Jahren sichtbar wird, ist offen. Bis dahin bleibt Beteigeuze ein monumentales Beispiel für die Kräfte, die im Inneren massereicher Sterne wirken – und ein faszinierender, lebendiger Vorbote eines der spektakulärsten Naturereignisse des Universums.


Wichtige Informationen zur Beteigeuze

Allgemeine Eigenschaften

  • Name: Beteigeuze (auch: Betelgeuse, Alpha Orionis)
  • Sternbild: Orion (linke Schulter des „Himmelsjägers“)
  • Typ: Roter Überriese
  • Spektralklasse: M1–M2 Ia–ab
  • Leuchtkraft: ca. 100.000-mal heller als die Sonne
  • Temperatur: ca. 3.500 K (relativ kühl, daher rötlich)
  • Durchmesser: ca. 900 bis 1.200 Sonnenradien (~1,2 Milliarden km)
  • Volumen: könnte theoretisch die Umlaufbahn des Jupiters füllen
  • Masse: ca. 15–20 Sonnenmassen
  • Alter: ca. 8–10 Millionen Jahre (jung, aber kurzlebig wegen hoher Masse)

Entfernung und Sichtbarkeit

  • Entfernung zur Erde: ca. 550–700 Lichtjahre
  • Helligkeit: schwankt zwischen ca. 0,3 und 1,2 mag (sehr auffällig am Nachthimmel)
  • Besonderheit: Halbregelmäßiger Veränderlicher Stern (Pulsationen, Materieauswürfe)

Zukünftige Entwicklung

  • Endstadium: Wird als Supernova explodieren
  • Zeitrahmen: Innerhalb der nächsten 100.000 Jahre (möglichweise schon „bald“)
  • Ereignis: Supernova sichtbar am Himmel – taghell für Wochen
  • Gefahr für die Erde: Keine – zu weit entfernt für schädliche Effekte

Beobachtungs-Highlights

  • Great Dimming (2019/2020): Unerwartete starke Verdunkelung durch Staubwolke
  • Oberfläche: Extrem aktiv mit riesigen Konvektionszellen
  • Astronomische Bedeutung: Einer der wenigen Sterne, deren Oberfläche direkt abgebildet wurde

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