30. Juli 2025

Die Supervulkane unserer Erde

Supervulkane zählen zu den gewaltigsten geologischen Phänomenen der Erde. Sie unterscheiden sich von „gewöhnlichen“ Vulkanen nicht nur durch ihre Größe, sondern vor allem durch das enorme Ausmaß ihrer potenziellen Ausbrüche. Während normale Vulkane häufig regelmäßig kleinere oder mittlere Eruptionen zeigen, sind Supervulkane über lange Zeiträume hinweg inaktiv – doch wenn sie ausbrechen, geschieht dies mit einer derartigen Gewalt, dass sie das globale Klima verändern, Arten ausrotten und Zivilisationen bedrohen können.

Ein Supervulkan ist per Definition ein Vulkansystem, das in der Lage ist, bei einer einzigen Eruption mehr als 1.000 Kubikkilometer Magma freizusetzen. Diese Einstufung basiert auf dem Volcanic Explosivity Index (VEI) – ab Stufe 8 spricht man von einem echten Supervulkan-Ausbruch. Solche Eruptionen sind extrem selten, treten aber in der Erdgeschichte immer wieder auf.

Supervulkane sind meist keine klassischen Kegelberge wie der Vesuv oder der Fujisan. Sie bestehen oft aus riesigen, oft unscheinbaren Calderen – großen Einbruchstrichtern, die nach dem Kollaps einer leeren Magmakammer entstehen. Einige dieser Calderen haben Durchmesser von dutzenden Kilometern und sind heute Seen, Ebenen oder sogar bewohnte Gebiete.

Ein berühmtes Beispiel ist der Yellowstone-Supervulkan im US-Bundesstaat Wyoming. Er liegt über einer sogenannten Mantelplume – einer besonders heißen Region im Erdinneren – und hat in den letzten 2,1 Millionen Jahren drei massive Ausbrüche erlebt, die jeweils ganze Kontinente mit Asche überzogen. Würde Yellowstone heute ausbrechen, könnten weite Teile Nordamerikas unbewohnbar werden, und durch den Ausstoß von Aerosolen würde das weltweite Klima für Jahre drastisch abkühlen – ein sogenannter „Vulkanischer Winter“.

Ein weiteres Beispiel ist die Toba-Caldera auf der indonesischen Insel Sumatra. Der Ausbruch vor etwa 74.000 Jahren gilt als einer der gewaltigsten der jüngeren Erdgeschichte. Schätzungen zufolge wurden dabei mehr als 2.800 Kubikkilometer Gestein, Asche und Magma ausgestoßen. Wissenschaftliche Modelle legen nahe, dass der Toba-Ausbruch eine globale Abkühlung verursachte und möglicherweise die menschliche Evolution beeinflusste – indem er eine genetische Verengung („Flaschenhals“) bei frühen Homo-sapiens-Populationen auslöste.

Auch in Europa existiert ein aktives Supervulkan-System: Die Phlegräischen Felder (Campi Flegrei) westlich von Neapel. Diese Region ist geologisch hochaktiv und gilt als einer der gefährlichsten vulkanischen Hotspots Europas. Mehrere kleinere Ausbrüche wurden in den letzten Jahrhunderten registriert, aber das System zeigt Anzeichen zunehmender Aktivität. Ein massiver Ausbruch hätte katastrophale Folgen für das dicht besiedelte Gebiet Kampanien und darüber hinaus.

Daneben existieren weitere bekannte Supervulkane, etwa der Taupō-Vulkan in Neuseeland, der in den letzten 30.000 Jahren mehrere hochenergetische Eruptionen zeigte. Oder der Aira-Caldera in Japan und das Long Valley Caldera-System in Kalifornien – alle überwacht von Geowissenschaftlern, weil sie als potenziell gefährlich gelten.

Trotz der potenziellen Bedrohung durch Supervulkane ist es wichtig zu betonen, dass solche Ereignisse extrem selten sind. Ihre Wiederkehrzeiten liegen oft im Bereich von zehntausenden bis hunderttausenden Jahren. Dennoch werden sie intensiv erforscht, da ihre Auswirkungen global wären. Ein Ausbruch eines Supervulkans könnte zu Ernteausfällen, Hungersnöten, wirtschaftlichem Kollaps und tiefgreifenden klimatischen Veränderungen führen. Die Aschewolken solcher Eruptionen könnten den Flugverkehr weltweit lahmlegen, Böden vergiften und Sonnenlicht über Monate oder Jahre abschirmen.

Wissenschaftler arbeiten heute mit modernsten geophysikalischen Methoden daran, Frühwarnsysteme für solche Megaeruptionen zu entwickeln. Dazu gehören GPS-Messungen, Bodenhebungen, Gasanalysen, seismische Überwachung und Satellitenbilder. Aber trotz aller Technik bleibt die Vorhersage eines Supervulkan-Ausbruchs eine große Herausforderung – auch deshalb, weil die Prozesse in tiefen Magmakammern bislang nur schwer zugänglich und wenig verstanden sind.

Insgesamt zeigt sich: Supervulkane sind schlafende Riesen, deren eruptives Potenzial weit über das hinausgeht, was man sich von klassischen Vulkanausbrüchen vorstellen kann. Sie sind geologische Schlüsselfaktoren für das Verständnis der Erdgeschichte – und erinnern uns eindrucksvoll daran, wie fragil die globale Zivilisation gegenüber den Kräften des Planeten ist.

Eine Auflistung der größten Supervulkane unserer Erde

  1. Yellowstone-Caldera – USA (Wyoming)

2. Toba-Caldera – Indonesien (Sumatra)

3. Taupō-Vulkan – Neuseeland

4. Campi Flegrei (Phlegräische Felder) – Italien

5. Long Valley Caldera – USA (Kalifornien)

6. Aira-Caldera – Japan (Kyushu)

7. La Garita Caldera – USA (Colorado)

8. Lake Valles Caldera – USA (New Mexico)

9. Kikai-Caldera – Japan (südlich von Kyushu)

10. Cerro Galán – Argentinien (Anden)

11. Altiplano-Puna-Vulkanfeld – Argentinien/Chile/Bolivien

12. Bruneau-Jarbidge Caldera – USA (Idaho)

13. Oruanui-Eruption (Teil von Taupō) – Neuseeland

14. Silicic Large Igneous Province (SLIP) – Indien (Deccan-Trapps, historisch)

15. Tatangas Caldera – Philippinen

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