11.Oktober, 2025
Die wissenschaftliche Gemeinschaft konzentriert ihre Forschung weiterhin intensiv auf die komplexen Wechselwirkungen im globalen Klimasystem, die europäische Hitzewellen begünstigen. Ein primärer Fokus liegt auf der anhaltenden Anomalie der Oberflächentemperaturen im Nordatlantik. Seit geraumer Zeit weisen weite Bereiche des Atlantiks überdurchschnittlich hohe Wassertemperaturen auf, die sich als Hauptfaktor für Hitzeperioden über Europa erweisen. Dieses ungewöhnlich warme Wasser beeinflusst maßgeblich die atmosphärische Zirkulation über dem Kontinent. Die erhöhte Wärme führt zu verstärkter Verdunstung und kann die Entstehung stabiler Hochdruckgebiete über Europa fördern. Solche langanhaltenden Hochdrucklagen verhindern das Eindringen kühler, feuchter Luftmassen vom Atlantik. Die blockierten Wettersysteme führen in der Folge zu wochenlanger Hitze und Trockenheit über weiten Teilen des europäischen Festlandes. Ein weiterer, zunehmend beachteter Faktor ist der Einfluss des westafrikanischen Monsunregens. Die Abschwächung oder das Ausbleiben dieses Monsuns durch das Klimaphänomen La Niña spielt eine entscheidende Rolle. Wenn der Monsun in Westafrika ausbleibt, heizt sich der Boden in der Region stärker auf. Die dadurch aufsteigende warme Luft erzeugt einen Sog nach Norden, der die bereits bestehenden Hochdruckgebiete über Europa weiter stabilisiert und verstärkt. Diese Konvergenz zweier Anomalien – der warme Nordatlantik und der gestörte westafrikanische Monsun – schafft eine optimale Konstellation für extreme Hitzesommer. Die Forschung versucht, die kausalen Zusammenhänge dieser Fernwirkungen präzise zu modellieren. Solche Erkenntnisse sind für die Verbesserung der saisonalen Vorhersagen von entscheidender Bedeutung. Sie zeigen, wie stark das europäische Klima mit weit entfernten Regionen verbunden ist.