4. Juli 2025

Wie viele Exoplaneten wurden bisher gefunden und wieviele davon sind erdähnlich?

Bis Juli 2025 haben Astronomen weltweit über 5.600 bestätigte Exoplaneten in mehr als 4.100 Planetensystemen entdeckt, wobei viele dieser Systeme mehrere Planeten enthalten. Die Entdeckungsgeschichte begann in den 1990er-Jahren, und seitdem hat sich die Suche nach fremden Welten zu einem der dynamischsten Forschungsgebiete der Astronomie entwickelt. Getrieben wurde diese Entwicklung vor allem durch spezialisierte Weltraumteleskope wie Kepler, TESS (Transiting Exoplanet Survey Satellite) sowie durch bodengebundene Observatorien mit modernster Technik.

Die Entdeckungsmethoden reichen von der Transitmethode (bei der ein Planet regelmäßig vor seinem Stern vorbeizieht und dessen Helligkeit leicht verringert) über die Radialgeschwindigkeitsmethode (die das „Wackeln“ des Sterns durch die Schwerkraftwirkung eines Planeten misst) bis hin zu Gravitationslinseneffekten und direkter Bildgebung. Besonders erfolgreich war das Kepler-Weltraumteleskop, das allein tausende Exoplanetenkandidaten entdeckte, wovon viele später bestätigt wurden.

Unter diesen über fünftausend Exoplaneten befinden sich sehr unterschiedliche Welten – Gasriesen wie Jupiter, sogenannte „heiße Jupiter“ mit extrem kurzen Umlaufzeiten, Neptun-ähnliche Planeten, sogenannte „Supererden“ (massereicher als die Erde, aber leichter als Neptun) und einige wenige Objekte, die hinsichtlich ihrer Größe, Zusammensetzung und Umlaufbahn tatsächlich erdähnlich sind.

Der Begriff „erdähnlich“ ist dabei nicht eindeutig definiert, wird aber meistens verwendet für Planeten, die:

  1. einen festen, steinigen Untergrund haben (wie Erde, Mars oder Venus),
  2. eine Masse von etwa 0,5 bis 2 Erdmassen besitzen,
  3. in der habitablen Zone ihres Sterns kreisen – also in jenem Bereich, in dem Wasser in flüssiger Form existieren könnte.

Bis heute (2025) gibt es nur eine relativ kleine Zahl bestätigter erdähnlicher Exoplaneten, die all diese Kriterien erfüllen. Je nach Definition und Quelle schwankt die Zahl zwischen 50 und 100 potenziell erdähnlichen Planeten. Darunter befinden sich bekannte Kandidaten wie Kepler-186f, Kepler-452b, TRAPPIST-1e, -f und -g, sowie Proxima Centauri b, der sich sogar im nächstgelegenen Sternsystem zur Erde befindet.

Allerdings ist Vorsicht geboten: Die meisten dieser „erdähnlichen“ Planeten kennen wir bislang nur anhand weniger Parameter – vor allem Radius, Masse (oft nur geschätzt), Umlaufzeit und Abstand zum Stern. Über ihre tatsächliche Atmosphärenzusammensetzung, Oberflächentemperatur oder tektonische/geologische Aktivität ist meist noch nichts bekannt. Ob sie tatsächlich Leben beherbergen könnten oder eine lebensfreundliche Umwelt aufweisen, ist weitgehend Spekulation.

Moderne Projekte wie das James Webb Space Telescope (JWST) und künftige Missionen wie PLATO (ESA) oder HabEx und LUVOIR (NASA-Konzepte) sollen genauere Daten über Exoplanetenatmosphären liefern und das langfristige Ziel verfolgen, Biosignaturen oder gar Lebenszeichen auf fernen Welten nachzuweisen. Auch die Frage, ob erdähnliche Exoplaneten eher selten oder weit verbreitet sind, ist weiterhin Gegenstand intensiver Forschung.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Entdeckung tausender Exoplaneten hat unser Verständnis des Universums tiefgreifend verändert. Erdähnliche Planeten sind zwar bislang nur in begrenzter Zahl bekannt, aber ihre Existenz zeigt, dass die Bedingungen, wie wir sie von der Erde kennen, möglicherweise kein Einzelfall im Kosmos sind. Die Suche nach einer „zweiten Erde“ ist längst keine Science-Fiction mehr, sondern eine reale wissenschaftliche Aufgabe mit faszinierenden Perspektiven.

1. Gesamtzahl bestätigter Exoplaneten (Stand Juli 2025)

KategorieAnzahl (ca.)Bemerkung
Bestätigte Exoplaneten5.630+Daten aus Datenbanken wie NASA Exoplanet Archive, ESA, ExoMast
Planetensystemeca. 4.180Einige Sterne besitzen mehrere Planeten (Multiplanetensysteme)
Kandidaten (noch unbestätigt)über 8.000Vor allem durch TESS und Kepler identifiziert

2. Exoplaneten nach Entdeckungsmethode

EntdeckungsmethodeAnzahl (ca.)Bemerkung
Transitmethode> 4.200Hauptsächlich durch Kepler, K2, TESS
Radialgeschwindigkeitsmethode> 1.200Sehr präzise, vor allem für massegrößere Planeten
Direktabbildung< 100Nur für sehr große und junge Planeten weit entfernt vom Stern
Gravitationslinseneffektca. 150Häufig bei Planeten in großer Entfernung zur Erde
Astrometriesehr wenigeGaia-Mission liefert erste Ergebnisse

3. Erdähnliche Exoplaneten (potenziell habitabel)

Definition: Felsiger Planet (Radius < 1,6 Erdradien), innerhalb der habitablen Zone seines Sterns, Temperaturbereiche für flüssiges Wasser theoretisch gegeben.

KriteriumAnzahl (ca.)Quellen / Bemerkungen
Potenzielle erdähnliche Planeten55–75Je nach Definition und Schätzung
Felsige Planeten in habitabler Zoneca. 60Radius < 1,6 Erdradien, gemessene oder geschätzte Masse
Sich in habitabler Zone befindlichca. 150–200Einschließlich Supererden (bis ~2 Erdradien)
Mit bekannten Atmosphärendaten< 10Erste spektroskopische Untersuchungen (z. B. durch JWST)

4. Bekannte Beispiele potenziell erdähnlicher Exoplaneten

Name des ExoplanetenEntfernung zur ErdeZentralsternRadius / MasseAnmerkung
Kepler-186f~492 LjRoter Zwerg1,1 ErdradienErster entdeckter Planet mit Erdgröße in habitabler Zone
Kepler-452b~1.400 LjSonnentyp G1,6 Erdradien„Cousin der Erde“, aber evtl. zu heiß
TRAPPIST-1e~40 LjUltrakühler Zwerg0,91 ErdradienDicht an Erdmasse, sehr vielversprechend
TRAPPIST-1f, -1g~40 LjUltrakühler Zwerg1,05 / 1,13 ErdradienIn habitabler Zone, atmosphärische Studien möglich
Proxima Centauri b~4,2 LjRoter Zwerg1,3 ErdmassenNächster Planet außerhalb des Sonnensystems, starke Sternaktivität
LHS 1140 b~49 LjRoter Zwerg1,7 ErdradienWahrscheinlich hohe Dichte, möglicherweise Atmosphäre
TOI-700 d~101 LjRoter Zwerg1,1 ErdradienVon TESS entdeckt, potenziell habitabel
Teegarden’s Star b~12,5 LjRoter Zwerg1,05 ErdmassenExtrem erdähnliche Bedingungen möglich
Kepler-1649c~300 LjRoter Zwerg1,06 ErdradienTemperatur ähnlich der Erde

5. Einschränkungen und Unsicherheiten

  • Viele „erdähnliche“ Kandidaten basieren auf Schätzungen von Masse oder Radius, oft ohne genaue Atmosphärendaten.
  • Einige Planeten kreisen um Rote Zwerge, die starke Strahlung und Flares aussenden – was die Habitabilität infrage stellt.
  • Aktuelle Teleskope erfassen vor allem große Planeten; kleinere, echte „Zwillinge der Erde“ sind schwerer zu finden.
  • JWST, ELT (Extremely Large Telescope) und künftige Missionen wie PLATO und ARIEL sollen diese Lücken füllen.

6. Ausblick

  • PLATO (ESA, Start voraussichtlich 2026/2027): Spezialisierte Mission zur Suche nach erdähnlichen Planeten um sonnenähnliche Sterne.
  • JWST (seit 2022 im Einsatz): Erste spektroskopische Daten zu Exoplanetenatmosphären – entscheidend zur Bestimmung von habitablen Bedingungen.
  • LUVOIR / HabEx (NASA-Konzepte): Große Teleskope mit dem Ziel, erdähnliche Exoplaneten direkt zu fotografieren und auf Biosignaturen zu untersuchen.

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