10. Juli 2025

Die Region um München gilt heute als das Space Valley Europas

In der Region um Oberpfaffenhofen bei München, die heute als „Space Valley“ gilt, formiert sich eine dynamische und vielfältige Start‑up‑Szene mit dem klaren Ziel, deutsche Raumfahrt nach vorne zu bringen. Besonders prägnant ist die enge Verzahnung zwischen dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Air Tech Campus Oberpfaffenhofen, dem neuen ESA Business Incubation Centre (BIC Bavaria) und innovativen privaten Unternehmen.

Das 2021 gegründete Start-up The Exploration Company (Hauptsitz in Planegg, nahe Oberpfaffenhofen) stellt mit seinem Raumschiff-Projekt Nyx eine europäische Antwort auf preiswerte, wiederverwendbare Raumfähren dar. Ziel ist es, Fracht zur ISS sowie in den erdnahen Orbit zu transportieren – und schließlich sogar zum Mond. Bis Ende 2024 konnte das Unternehmen über 230 Millionen US-Dollar Kapital einsammeln und erhielt allein von der ESA Fördermittel in Höhe von 25 Millionen Euro, um bis 2028 entsprechende Entwicklungsschritte umzusetzen.

Parallel dazu etabliert sich Isar Aerospace in Ottobrunn (ebenfalls München‑nahe) als bedeutender Player im deutsch-europäischen Raketenbau. Seit seiner Gründung 2018 hat das Unternehmen Entwicklungsgelder in der Größenordnung von über 400 Millionen Euro erhalten. Es arbeitet an der Trägerrakete Spectrum, die bis zu einer Tonne Nutzlast ins All befördern kann. Ein erster Teststart vom norwegischen Andøya Space Center ist bereits erfolgreich verlaufen – wenn auch fraglich, ob dieser vollständig orbital war. Der nächste ambitionierte Schritt soll im Frühjahr 2025 folgen – mit dem Ziel, als erstes deutsches Startup eine Rakete direkt von europäischem Boden in den Orbit zu bringen.

Doch nicht nur klassische Trägerraketensysteme treiben die Szene an: Mit OroraTech entstand in München ein Start-up, das CubeSats mit Infrarotsensorik entwickelt, um Waldbrände weltweit frühzeitig zu erkennen. Das Unternehmen ist inzwischen eng in das Copernicus-Programm der ESA eingebunden und betreibt eine Satellitenkonstellation zur Brandüberwachung.

Die Infrastruktur für diese New‑Space‑Bewegung in Oberpfaffenhofen ist bemerkenswert gut ausgebaut: Neben dem DLR mit knapp 2.000 Mitarbeitenden und dem stilbildenden Air Tech Campus mit über 8.500 Beschäftigten, gibt es dort das ESA BIC Bavaria, das seit 2009 bereits mehr als 178 Start-ups unterstützt hat. Die Einrichtung hat bis heute rund 150 Mio. € Umsatz generiert und lockt durch gezieltes Mentoring, Zugang zu Fördermitteln und ein starkes Netzwerk in Forschung und Industrie. Neu hinzu kam das Galileo-Kompetenzzentrum, das hochpräzise Navigations- und Raumfahrttechnologien entwickelt – ein weiterer Beleg für Bayerns Rolle als Spitzenstandort für europäische Raumfahrt.

Nicht zu vergessen ist das DLR-Unternehmen MORABA, das mobile Raketen- und Ballonstartinfrastruktur zur Hochatmosphärenforschung betreibt, sowie das Institut für Robotik und Mechatronik, das fortschrittliche Technologien entwickelt, die später auch im Weltraum Anwendung finden.

Gemeinsam bilden diese Institutionen und Unternehmen ein Ökosystem, das von Forschung über Tests bis hin zu kommerzieller Raumfahrt reicht – vom Nano‑Satelliten über neue Antriebe bis zu eigenen Raumfahrzeugen. Die Region um Oberpfaffenhofen ist damit nicht nur ein Zentrum technologischer Exzellenz, sondern zunehmend ein Motor für Europas New‑Space‑Revolution.

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